Archiv des Autors: Anja Drews

Verursacht die Pille Depressionen?

Es ist zum aus der Haut fahren. Wir wissen, dass hormonelle Verhütungsmittel Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Übelkeit oder Zwischenblutungen haben. Wir wissen, dass die Einnahme bestimmter Pillenpräparate das Thrombose-Risiko bis zu 7-fach erhöht. Wir wissen auch, dass die Pille Ursache von Lustlosigkeit sein kann. Und das ist doch nun wirklich paradox. Ein Präparat, das für sorglosen Sex steht, nimmt uns die Lust genau darauf. Trotzdem greift etwas über die Hälfte aller Frauen im gebärfähigen Alter dauerhaft zu hormonellen Verhütungsmethoden. Und jetzt gibt es wieder neue Erkenntnisse, die ich erschreckend finde. Die Universität von Kopenhagen untersuchte die Daten von einer Million Däninnen zwischen 15 und 34 Jahren über einen Zeitraum von 13 Jahren. Laut den Ergebnissen gibt es einen Zusammenhang zwischen hormoneller Verhütung und Depressionen. Na wunderbar. Und was wird wohl passieren, wenn die Ergebnisse publik werden? Nichts. Gar nichts. Es sollte aber etwas passieren. Und zwar dringend.

Volkskrankheit Depression, na und?

Depressionen gelten als Volkskrankheit Nummer Eins und haben in 2011 einen volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von 22 Milliarden Euro verursacht. Die einen tragen dazu bei, weil sie trotz Erkrankung zur Arbeit gehen und dabei keine volle Leistung erbringen können. Und die anderen bleiben zuhause oder gehen gleich in die Erwerbsunfähigkeit. Aber es trifft nicht nur Erwachsene. Bis zu fünf Prozent aller Jugendlichen leiden Schätzungen zufolge ebenfalls an der seelischen Erkrankung. Laut dem Depressionsforscher und Direktor des Münchner Max-Planck-Instituts für Psychiatrie treiben Depressionen jährlich 14. 000 Menschen in den Suizid. Das sind 14.000 Menschen zu viel. Die Ursachen für Depression sind vielfältig. Als Auslöser wirken meist persönlich belastende Ereignisse oder Überforderungssituationen. Dahinter können aber auch Stoffwechsel- und Funktionsstörungen im Gehirn stecken, bei denen bestimmte Neurotransmitter aus dem Gleichgewicht geraten.

Und nun scheint es noch eine weitere wichtige Ursache zu geben. Bei den Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel verwenden, steige das Risiko einer Depression laut der dänischen Studie in den ersten sechs Monaten um 40 Prozent. Und bei den ohnehin von Hormonen und Pubertät geplagten Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren sogar um 80 Prozent. Eine Studie der Techniker Krankenkasse ergab, dass bis zu zehn Prozent der Mädchen bereits ab dem zwölften Lebensjahr die Pille nehmen, zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr sind es 80 Prozent. Spaßeshalber kann man sich ja einmal ausrechnen, wie viele Jugendliche statistisch betrachtet erkranken. Nun kann man dagegenhalten, und das wird auch schon getan, dass Jugendliche ja ohnehin seelisch instabil seien und dass auch Liebeskummer zu Depressionen führen kann. Und schließlich gibt es auch Jungen, denen es schlecht geht. Und die nehmen ja nun keine zusätzlichen Hormone. Wo wolle man denn da die Grenze ziehen? Keine Ahnung, aber bei den Zahlen sollten Eltern Sturm laufen und weitere Studien erzwingen. Aber das ist ja immer eine Kosten-Nutzen-Erwägung.

Was bedeutet die Studie für uns Erwachsene?

Jugendlichen Mädchen wird die Pille deshalb gern verschrieben, weil sie so schön einfach ist. Dann ist man auf der sicheren Seite, vorausgesetzt, die Einnahme erfolgt nach Plan. Besser ein paar Nebenwirkungen als eine Teenager-Schwangerschaft. Aber was ist mit den Erwachsenen? Die Sache ist doch die: Wir haben immer weniger Lust auf Sex. In unseren Beziehungen fällt der Sexpegel nach einer meist heißen Anfangsphase rapide ab. Manche Paare haben gar keinen Sex mehr. Was nicht bedeuten muss, dass sie deswegen unzufrieden wären. Nein, Sex ist nun wirklich nicht alles. Aber warum nehmen so viele Frauen die Pille und andere hormonelle Verhütungsmittel, wenn sie doch nur so wenig Sex haben? Einfach nur, weil es so schön einfach ist und man sich im Ernstfall keine Gedanken zu machen braucht? Weil man den Partner nicht damit belasten möchte? Kondome sind ja so unbequem….

Was ist mit den Nebenwirkungen? Darüber sollten wir nachdenken. Wenn wir nicht tatsächlich andauernd übereinander herfallen und den Sex stattdessen wie ein kostbares Gut behandeln, das es in besonderen Momenten zu genießen gilt, dann gibt es auch andere Möglichkeiten. Möglichkeiten, die weitaus schonender sind. Die nicht zu Thrombosen, Lustlosigkeit oder Depressionen führen. Die unseren Körper schonen. Aber dafür müssen wir uns als Paar zusammensetzen und beratschlagen. Wir müssen Vor- und Nachteile abwägen. Was ist mit der Kupferspirale oder der Kupferkette? Was ist mit Kondomen? Was ist mit dem Verhütungsschalter für den Mann? Und wie sieht es endlich einmal mit neuen Methoden aus? Wird daran geforscht? Oder lohnt sich das einfach nicht? Immerhin verspricht das Geschäft mit der Pille Milliardengewinne. Darauf möchte die Pharmaindustrie ganz sicher nicht verzichten.

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Noch Jungfrau? Macht nichts!

Die eine ist froh, dass sie es endlich hinter sich hat. Die andere weiß nicht, wie sie es erklären soll, dass sie nicht mehr warten konnte. Und die nächste wartet vielleicht immer noch, während die Lebensjahre verstreichen. Was für die einen heilig ist, ist für die anderen ein Makel. Noch Jungfrau? Da könnte ein erleichtertes „Ja!“ herausschießen. Oder aber auch ein verschämtes „Ja, leider…“. Jungfräulichkeit ist eine Sache, die uns alle zu einem bestimmten Zeitpunkt im Leben umtreibt. Übrigens auch Jungen und erwachsene Männer. Die haben zwar kein Häutchen, das verschwinden oder lieber heil bleiben soll. Aber auch sie werden vor dem ersten Mal als Jungfrauen bezeichnet und möchten diesen vermeintlichen Makel gern irgendwann loswerden. Manchmal dauert das aber eben länger als beabsichtigt und der richtige Zeitpunkt kommt einfach nicht. Und was, wenn Jahr um Jahr vergeht und die Jungfräulichkeit an einem klebt wie der Sekundenkleber am Finger?

Wodurch zeichnet sich eine Jungfrau eigentlich aus?

Strenggenommen geht es bei der Jungfräulichkeit ja tatsächlich nur um ein kleines Stückchen Haut. Dieses scheint das Tor zur Glückseligkeit ähnlich streng zu bewachen wie der Türsteher den Eingang zum verheißungsvollen Club. Nur dass sich diese Tür nicht mehr schließen lässt, ist sie erst einmal geöffnet. Und erst dann ist ein Mädchen oder eine Frau keine Jungfrau mehr. Geöffnet wird diese Tür durch das Eindringen eines größeren Gegenstandes oder eines bestimmten Körperteils. Ihr wisst, wovon ich spreche J Wenn das Hymen aber von einem sagen wir mal größeren Vibrator durchstoßen wird, ist ja kein Geschlechtsverkehr und womöglich auch gar kein Partner im Spiel. Kann man also das erste Mal mit einem Vibrator haben? Zudem gibt es genügend Mädchen, deren Hymen ohnehin gar nicht reißt. Sei es, weil es viel zu schmal oder auch gar nicht erst vorhanden ist. Anderseits kann eine Jungfrau, ob männlich oder weiblich, schon die ganze Palette sexueller Genüsse abgearbeitet haben, inklusive Analsex. Nur eines fehlt: Das Eindringen in die Vagina. Dann hätten wir eine sehr erfahrene Jungfrau vor uns. Aber dürfen Jungfrauen erfahren sein? Oder impliziert die Jungfräulichkeit nicht vielmehr eine sexuelle Unerfahrenheit? Ich habe übrigens auch von einer Frau gelesen, die durch Petting schwanger wurde, das Kind per Kaiserschnitt gebar und dank des intakten Hymens immer noch als Jungfrau galt. Skurril, nicht wahr?

Ihr seht also, dass es mit der Jungfräulichkeit gar nicht so einfach ist. Und nicht mehr Jungfrau zu sein, bedeutet im Umkehrschluss auch nicht, zu wissen wie Sex wirklich geht. Dazu gehören Erfahrung und jede Menge Übung. Und so gibt es auch viele Menschen, die schon vaginalen Sex hatten und technisch gesehen nicht mehr als Jungfrauen bezeichnet werden können, aber trotzdem aber immer noch sehr unerfahren sind. Sei es, weil es bei einem Mal blieb. Sei es, weil sich zwei Unerfahrene nicht trauten, mehr auszuprobieren. Sei es, weil sie Sex als Pflichterfüllung sehen, die ihnen aber keinen Spaß macht. Sei es, weil sie einfach kein Interesse daran haben, sich hier „weiterzubilden“.

Du entscheidest, was Du über Dich preis gibst

Wenn es nicht gerade kulturelle oder religiöse Vorgaben gibt, kann der richtige Zeitpunkt für das erste Mal heute bei uns von jedem selber bestimmt werden. Auch, unter welchen Umständen es stattfinden soll. 1970 haben noch 80% der Mädchen dem Jungen zuliebe den ersten Sex erlebt. Heute ist es genau umgekehrt. Mädchen entscheiden zumeist selber, wann es losgehen soll. Ich kann mich noch genau an mein erstes Mal erinnern. Ich hatte es von langer Hand geplant, denn ich wollte es tatsächlich endlich hinter mir haben. Ganz ehrlich, ziemlich schnell stellte ich fest, dass es viel zu früh dafür gewesen war. Ich hätte gern noch etwas warten können. Genauso solltet auch Ihr Euch lieber Zeit lassen statt Euch unter Druck zu setzen. Beim Sex muss man nichts erzwingen, nur weil man vielleicht glaubt, irgendwelche Erwartungen erfüllen zu müssen. Und wer sagt denn, dass man gleich beim ersten Date darüber sprechen muss? Sexuelle Unerfahrenheit, und um die geht es hier ja vor allem, ist ein Thema für später. Und man muss auch nicht gleich übereinander herfallen und sich die Klamotten vom Leib reißen. Muss man nicht, kann man aber. Je nachdem, wie wohl man sich in der Situation fühlt. Und eins will ich Euch noch sagen: Selbst Menschen mit mehr Erfahrung geraten beim ersten Mal mit einem neuen Partner leicht mal aus dem Gleichgewicht. Denn auch so ein erstes Mal ist immer ein erstes Mal!

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Das Bild stammt aus der Ausstellung I am you von Gordon Parks im Amerika Haus in Berlin.

Zehn Gründe, warum Männer Pornos gucken

Ob die Männer hierzulande sich wohl auf das einlassen würden, was gerade in einem kleinen australischen Städtchen vor sich geht? Toowoombas Bürger haben ihre Stadt zur „City free from Porn“ erklärt, zur pornofreien Stadt. Da sich Pornos technisch gesehen nicht aus dem Internet entfernen lassen, haben die Männer freiwillig einen Schwur über ihren Pornoverzicht geleistet. Es ist ein symbolischer Akt sein, der auf die Gefahren des Pornokonsums hinweisen soll. Ob sie sich auch wirklich daran halten, werden wir vermutlich nie erfahren. Wie viele Männer interessieren sich überhaupt für den Sex auf dem Bildschirm? Das weiß auch keiner so genau. Man geht von 70 Prozent aller Männer aus. Das können aber auch mehr oder weniger sein. Und gucken die dann jeden Tag? Oder nur einmal in der Woche? Keine Ahnung. Man weiß nur, dass sie es tun. Immerhin betrifft jeder dritte Download und jede vierte Suchanfrage im Internet Pornografie. Und warum gucken Männer Pornos? Das ist von Mann zu Mann und von Situation zu Situation unterschiedlich. Mir sind zehn Gründe eingefallen. Wer noch etwas anderes weiß, der* sei herzlich eingeladen, uns dies zu schreiben!

  1. Langeweile. Es gibt Menschen, die haben immer etwas zu tun. Andere langweilen sich sehr schnell und werden dann mehr oder weniger aktiv. Was kann man gegen Langeweile ausrichten? Sich eine Beschäftigung suchen, richtig. Wir können unsere Freunde abtelefonieren, Sport machen oder shoppen gehen, ein gutes Buch lesen, kochen und essen, einen Urlaub planen, zur Weinflasche greifen, den Fernseher einschalten. Oder den PC. Das ist so herrlich einfach, kostet kein Geld und macht auch noch Spaß.
  1. Allein sein. Mittlerweile gibt es viele Menschen, die allein leben. Die einen sind damit glücklich und zufrieden. Die anderen fühlen sich tatsächlich allein. Soaps sind für Frauen oft eine wunderbare Möglichkeit, am Leben anderer teilzuhaben und sich mit den Darstellern zu identifizieren. Man liebt und leidet mit. Männer gucken Pornos. Da wird zwar weniger gelitten und geliebt, dafür umso mehr in Körperöffnungen geschaut. Auch das ist eine Art von Intimität. Und immerhin haben Männer ja auch oft ihre Lieblingsdarsteller, über deren Leben und Schaffen sie genauestens informiert sind.
  1. Kein Gequatsche. Ich erinnere mich bis heute an den Ausspruch eines Mannes, der einer Frau ein paar Drinks ausgegeben hatte und dann allein nach Hause gehen musste: „Wie, kein Sex? Und wofür habe ich dann jetzt die Drinks bezahlt?“ Tja, mit einem Porno kann einem das nicht passieren. Dafür sind kein langes Herumgerede, kein Überreden und kein Überzeugen nötig. Sex ohne Zeitverschwendung und ohne Investitionen.
  1. Schüchternheit. Was sich im wahren Leben oft als hinderlich beim Aufreißen erweist, ist beim Pornogucken völlig egal. Es braucht kein Selbstbewusstsein und auch keine besonderen Tricks, hier die tollsten Frauen auf den Bildschirm zu bekommen. Apropos toll. Frauen, die einen auf der Straße nicht einmal ansehen würden, ziehen sich im Porno aus und lassen den Mann tief blicken. Da kann schon einmal ein Gefühl von Überlegenheit aufkommen.
  1. Stress. Sex ist eine gute Möglichkeit, Stress oder Druck abzubauen. Wenn jedoch gerade keine Partnerin verfügbar ist und die auf diese Art von Sex keine Lust hat, gibt es ja immer noch die Selbstbefriedigung. PC einschalten, Fantasie konsumieren, rubbeln und los geht’s. Schon ist der Orgasmus da und Mann kann sich endlich entspannen. Und vielleicht gleich noch etwas weiter stöbern.
  1. Keine sexuelle Langeweile. Pornos sind unglaublich breit gefächert. Für jeden noch so ausgefallenen Geschmack ist etwas dabei. Jeder Frauentyp ist vertreten ob das nun Haut- oder Haarfarbe, Figur, Behaarung oder das Alter betrifft. Jede sexuelle Spielart lässt sich finden. Viele Menschen trauen sich nicht, mit dem Partner über ihre Fantasien und Wünsche zu sprechen oder sie gar auszuleben. Manche wollen ja auch gar nicht. Dann sind Pornos eine gute Möglichkeit, heimlich und unausgesprochen all das anzusehen, was Mann sich wünscht, ohne sich mit dem Partner oder sich selber darüber auseinandersetzen zu müssen.
  1. Sexuelle Probleme. Beim Sex mit dem Partner kann so einiges passieren: Die Erektion bleibt aus oder fällt zu einem unpassenden Zeitpunkt in sich zusammen. Ein Mann kommt zu früh, zu spät oder gar nicht. Der Partner hat keine Lust oder will plötzlich nicht mehr weitermachen. Versagensängste blockieren. Beim Pornogucken ist das alles egal. Niemand meckert, macht Druck oder schaut traurig, wenn es nicht nach allgemeiner Zufriedenheit verläuft. Einfach machen und kommen. Prima.
  1. Fremdgehen verboten. Wer was als Fremdgehen bezeichnet, ist eine Frage der Definition. Zwar fühlen sich manche Partner durch den Pornokonsum betrogen. Aber richtiges Fremdgehen ist das ja eigentlich nicht. Auf diese Weise kann Mann andere Frauen genießen, ohne sich schuldig fühlen zu müssen. So lange er nicht erwischt wird, versteht sich. Bis dahin gibt es zuhause auch keine Eifersuchtsszenen oder anderen Stress.
  1. Unabhängigkeit. Wo wir gerade zuhause sind. So mancher Mann fühlt sich nicht nur in sexueller Hinsicht von seinem Partner abhängig. Sex ist einfach nicht immer dann verfügbar, wenn er gerade Lust hat. Seien es Beziehungsprobleme, Krankheiten oder Menstruationsbeschwerden, in jeder Beziehung gibt es temporäre Unpässlichkeiten. Wer dann nicht warten oder sich mit Gnadensex begnügen möchte, greift gern zum Porno. Hier ist immer alles möglich. Auch für Singles.
  1. Einfach mal der Hengst sein. Im den meisten heterosexuellen männerorientierten Pornos ist der Mann der Hengst. Er ist allzeit bereit, omnipotent und unwiderstehlich. Er bekommt jede Frau. Er muss nicht diskutieren, nicht höflich sein und keine Erwartungen erfüllen. Er kann einfach machen. In Beziehungen geht das selten und muss auch gar nicht sein. Denn hier hat der Sex ganz einfach andere Qualitäten. Im Porno jedoch kann ein Mann abtauchen und sich ganz seiner Allmachtsfantasie hingeben. Ohne Wenn und Aber.

*Der Einfachheit halber verwende ich in diesem Beitrag die männliche Form. In welchen Passagen Frauen mit gemeint sind, mag der Leser selber entscheiden.

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Dyspareunie: Wenn Scheidentrockenheit Schmerzen verursacht

Dauerhafte Schmerzen beim Geschlechtsverkehr werden als Dyspareunie bezeichnet und gelten nach der Orgasmusstörung als häufigste Störung in der Sexualität der Frau. Oftmals besteht der Grund dafür darin, dass Frauen nicht feucht genug sind. Und für diese Trockenheit der Vagina gibt es wiederum verschiedenen Ursachen, denen ich hier einmal auf den Grund gehen möchte. Ich behaupte allerdings, dass wir alle, also alle Frauen, die jemals Sex hatten oder auf eine längere sexuelle Biographie zurückblicken können, schon einmal Schmerzen beim Sex hatten. Und damit will ich gar nicht dramatisieren. Und damit meine ich auch nicht die Schmerzen, die wir aufgrund bestimmter Leidenschaften absichtlich hervorrufen J Manchmal ist das einfach so und die Gründe recht naheliegend.

Schmerzen beim Sex sind weiter verbreitet als wir denken

Nur weil es einmal wehtut, müssen wir nicht gleich an eine Störung denken. Es kann uns schließlich überall wehtun, warum also nicht auch einmal beim Sex. Wenn wir eine Blasenentzündung, einen Vaginalpilz, eine sexuell übertragbare Infektion (STI), eine Gebärmuttersenkung oder Myome und Zysten haben, wäre es fast verwunderlich, wenn das nicht untenrum unangenehm bis schmerzhaft wäre, während wir obenrum auf die Ekstase warten. Wenn ein Verdacht in dieser Hinsicht besteht, sollten wir erst einmal auf Geschlechtsverkehr verzichten und einen Gynäkologen oder eine Gynäkologin zu Rate ziehen. Wenn wir heftigen oder ausdauernden Sex haben oder ein größerer Penis zu tief in uns hineingestoßen wird, kann auch das unangenehm sein. Oder denken wir an das erste Mal. Viele Mädchen oder Frauen empfinden dieses als schmerzhaft. Manchmal, weil das Jungfernhütchen zerrissen wird. Genau das ist übrigens bei vielen Mädchen gar nicht der Fall. Also nicht wundern, wenn es nicht blutet. Es ist wohl eher so, dass wir uns verkrampfen, weil wir genau diesen Schmerz befürchten (selbsterfüllende Prophezeiung). Oder wir gehen vor lauter Aufregung viel zu schnell vor. Was dann passiert bzw. was eben nicht passiert, trifft nicht nur Anfängerinnen und ist tatsächlich ein Grund, genauer hinzuschauen. Denn das kann zu dauerhaften Schmerzen führen. Und dann können wir über eine sexuelle Funktionsstörung sprechen.

Eine Vagina braucht Lust, um feucht zu werden

Die Schleimhäute der Vagina sind wie alle unsere Schleimhäute von Natur aus feucht. Für lustvollen Sex benötigen wir allerdings noch etwas mehr Schmierstoff. Und hier hat die Natur einen Volltreffer gelandet: Wenn wir erregt sind, produzieren wir unser eigenes Gleitmittel: Wir werden feucht und erleichtern damit das Eindringen des Penis in die Vagina. Der Fachausdruck dafür ist Lubrikation. Wenn wir uns selber dabei zuschauen, können wir den Unterschied an der Vulva und am Scheideneingang sogar sehen. Ohnehin füllen sich die Schwellkörper dann mit Blut und werden dunkler im Farbton. Wie viel Flüssigkeit entsteht, ist unterschiedlich ausgeprägt. Manche Frauen laufen förmlich aus. Die Menge ist jedoch kein Qualitätsmerkmal! Es kann nun sein, dass wir mit unserem Partner schlafen, ohne richtig erregt zu ein. Sex ist eben auch so schön und verbindet. Dafür brauchen wir nicht immer die große Lust. Manchmal entsteht diese auch erst, nachdem wir schon angefangen haben. Das kann dazu führen, dass die Vagina noch nicht feucht genug ist. Durch die Reibung des Penis wird die empfindliche Vaginalschleimhaut dann über Gebühr beansprucht. Das kann unangenehm bis schmerzhaft sein und sich wund anfühlen. Zudem können Mikroläsionen entstehen, durch die wiederum Krankheitserreger in die Schleimhäute eindringen und zu Infektionen führen können. Wenn wir schnell loslegen möchten, können wir ein zusätzliches Gleitmittel verwenden. Langfristig betrachtet ist es allerdings wesentlich sinnvoller, solange zu warten, bis wir wirklich bereit und erregt sind. Und das kann auch bedeuten, Nein zu sagen. Nein zu der bisher gelebten Sexualität, um dann gemeinsam mit dem Partner oder der Partnerin herauszufinden, wie wir das Liebesleben so verändern, dass beide Lust entstehen lassen können.

Manchmal können Frauen Lust nicht zulassen

Lust bewirkt Entspannung. Und Lust macht feucht. Aber Lust ist auch sehr fragil und beeinflussbar. Wir können sie willentlich hervorrufen, indem wir unsere Erregungsquellen nutzen. Die einen lesen erotische Literatur, die anderen schauen sich Filme an und wieder andere brauchen nur den warmen Atem ihres Partners oder ihrer Partnerin am Ohr zu spüren. Das sind wir ganz unterschiedlich gestrickt. Wir können Lust aber auch unterdrücken. Willentlich, wenn wir sauer sind auf unseren Partner und ihn damit bestrafen wollen. Es ist nachvollziehbar, dass der Sex dann wenig nur lustvoll ist und wir uns im Grunde nur selber betrafen. Oder wir unterdrücken unsere Lust unbewusst durch Verbote, die wir im Laufe unseres Lebens verinnerlicht haben. Verbote, die wir gar nicht bemerken, weil wir sie für selbstverständlich halten. Das trifft insbesondere auf Frauen zu, die manchmal gar nicht wahrnehmen, dass sie etwas erregt. Sie nehmen nicht wahr, was nicht sein darf. Wenn wir deswegen Probleme beim Sex haben, sollten wir darüber nachdenken, was uns davon abhält, unsere Lust zuzulassen. Welche Ansichten über Sex haben wir von zuhause mit auf den Weg bekommen? Welche Erlebnisse haben uns geprägt? Welche Erfahrungen haben wir mit Sexualität gemacht? Welche Vorurteile tragen wir mit uns herum? Welche Wissenslücken haben wir? Welches innere Bild haben wir von unserer Vagina? Und was läuft in unserer Kommunikation mit dem Partner schief?

Scheidentrockenheit kann am Östrogenmangel liegen

Ein anderer Grund für die fehlende Feuchtigkeit und dadurch bedingte Schmerzen kann in dem Östrogenmangel der Wechseljahre begründet sein. Denn bei einigen Frauen wirkt sich der Rückgang des weiblichen Sexualhormons auf das Feuchtwerden aus. Die Scheidenwände werden zudem etwas dünner, sie atrophieren, und sind dadurch ohnehin empfindlicher. Bis dieser Zustand eintritt, kann es manchmal auch ein paar Jahre länger dauern. Wir können mit unserem Gynäkologen oder unserer Gynäkologin über das Problem sprechen und gemeinsam überlegen, ob Östrogencremes helfen. Ansonsten können Gleitmittel kurzfristig Abhilfe schaffen. Beim Sex sollten wir uns jetzt erst recht genügend Zeit lassen und warten, bis wir bereits sind, unseren Partner zu empfangen. Ein klarer Fall von Gegenseitigkeit, da Männer im Laufe der Zeit ebenso mehr Zeit für ihre Erektion brauchen. Der Sex macht eben nicht halt vor dem Älterwerden. Aber wie wir dies bewerten, das ist unsere Entscheidung. Und es kann durchaus etwas sehr Schönes sein, wenn wir uns mehr Zeit lassen. Entschleunigung in allen Lebensbereichen sozusagen. Apropos Älterwerden: Mit den Jahren steigt auch die Gefahr, an Bluthochdruck zu erkranken. Der kann dazu führen, dass das Blut nicht mehr ausreichend in die Genitalien gepumpt wird und damit ein Feuchtwerden zusätzlich erschwert.

Auch ein verkrampfter Beckenboden erschwert das Feuchtwerden

Wenn wir erst einmal ein unangenehmes Erlebnis oder auch Schmerzen beim Sex hatten, ist es möglich, dass wir uns in Erwartung eben dieser Schmerzen beim nächsten Mal verkrampfen. Von dieser Anspannung ist besonders unser Beckenboden betroffen. Wenn wir jetzt gleich einmal so tun, als würden wir unseren Urinstrahl aufhalten, können wir genau diese Muskelgruppe spüren. Sie zieht sich auch bei Angst zusammen. Und das nicht nur beim Sex. Beckenbodentraining ist daher auch in der Hinsicht sinnvoll, als dass wir diese Muskeln überhaupt erst bewusst wahrnehmen. Die Anspannung presst zudem das Blut aus dem Gewebe und erschwert das Feuchtwerden zusätzlich. In besonderen Fällen kann sich die Muskulatur dermaßen zusammenziehen, dass ein Eindringen des Penis unmöglich wird. Dies wird als Vaginismus bezeichnet und fällt unter die Angststörungen. Wer darunter leidet, sollte einen Sexualtherapeuten oder eine Sexualtherapeutin aufsuchen. Von chirurgischen Maßnahmen ist dringend abzuraten!

Übrigens sind Schmerzen beim Sex keine Frauendomäne. Auch Männer können darunter leiden. Die Ursachen sind natürlich andere. Wer möchte, kann darüber im nächsten Beitrag lesen.

Veröffentlicht auf http://www.idee-fuer-mich.de/dyspareunie-wenn-scheidentrockenheit-schmerzen-verursacht-1687.html

Was tun, wenn es im Bett nicht läuft?

Was machen wir, wenn wir feststellen, dass unser Partner oder unsere Partnerin nicht so gut kochen kann? Oder eine Richtung bevorzugt, die uns nicht zusagt? Wir können aus Liebe einfach weiter essen, ohne etwas zu sagen. Aber ob wir auf Dauer damit glücklich werden? Wir können sagen „Dein Essen schmeckt mir nicht.“ Das ist die Holzhammermethode. In diesem Fall erreichen wir vermutlich nur, dass der oder die andere sich zurückzieht und den Kochlöffel nicht mehr anrührt. Wir können ihn oder sie aber auch an die Hand nehmen und mit eigenen Ideen unterstützen. „Schau mal, heute koche ich für uns. Ich habe mir etwas ganz Besonderes ausgedacht.“ Wir können fragen „Hast du Lust, etwas auszuprobieren?“ Oder wir machen einfach. Wie hört sich das an? Schon viel besser, oder? Sind Sie interessiert? Neugierig? Fühlen Sie sich angesprochen und wertgeschätzt? Warum gehen wir dann nicht ganz genauso vor, wenn es um unser Liebesleben geht?!

Für unsere Lust sind wir selber verantwortlich

Auch beim Sex ist nicht jeder Mensch ein Naturtalent. Und nicht immer passen zwei, die sich lieben, auch im Bett von der ersten Minute an zusammen. Wir haben ganz unterschiedliche Wünsche, Fantasien, Erwartungen, Ideen und Erfahrungen. In unserer Sexualität bildet sich immerhin unser ganzes Leben ab. Die einen wünschen sich eine spirituelle Verbindung, während die anderen auf Abwechslung stehen. Wie viel Nähe und Intimität brauchen wir oder wie viel können wir vertragen? Wie offen gehen wir mit unseren Bedürfnissen um? Kennen wir diese überhaupt? Wir brauchen viel Mut, uns dem anderen zu offenbaren. Viel zu oft hält uns die Angst davor ab, auf Ablehnung zu stoßen. Wenn wir aber nicht sagen oder zeigen, was wir brauchen, werden unsere Bedürfnisse nur selten erfüllt. Wir werden unzufrieden und schieben dies nicht selten auf den Partner oder die Partnerin ab. Dann heißt es dann schnell, er oder sie sei schlecht im Bett. Wir sind aber für uns selber verantwortlich und können nicht darauf warten, dass der Partner oder die Partnerin von allein herausfinden wird, was zu tun ist. Damit möchte ich ausdrücken, dass wir unsere Lust und auch unsere Befriedigung selber in die Hand nehmen müssen.

Ein schönes Beispiel dafür ist eine Erwartungshaltung, die gar nicht wenige Frauen wie selbstverständlich an ihre Partner haben. Zuweilen spreche ich über den Orgasmus oder vielmehr um das Ausbleiben desselbigen. Allein klappt alles bestens, nur im Zusammenspiel mit dem Partner will sich der Höhepunkt nicht einstellen. Dann frage ich gern: „Haben Sie ihm gezeigt oder mit ihm darüber gesprochen, was er machen soll?“ Darauf kommt nicht selten ein empörtes „Nein! Das muss er doch selber wissen!“ Dann frage ich gern, ob die Frau selber für ihre Lust sorgt. Hm. Pause. Wie denn? Der Mann ist doch der Macher, der es der Frau im sprichwörtlichen Sinne besorgt. Naja, sie kann aktiv mitwirken, indem sie zum Beispiel selber ausprobiert, in welcher Stellung sie die wirkungsvollste Stimulation spürt. Oder sie kann mit ihren Beckenbodenmuskeln spielen und damit auf der körperlichen Ebene das Lustgefühl steigern. Das erfordert ein Umdenken. Nicht er ist schlecht im Bett. Sie holt sich nur einfach nicht, was sie braucht. Das Gleiche gilt natürlich auch anders herum. Ein Mann muss sich nicht beweisen, indem er sich wie das allseits bekannte Duracell-Häschen gebärdet. Auch er darf Nähe und Gefühle zulassen.

Nur gemeinsam können wir wachsen

Sex ist kein Leistungssport, bei dem wir unser Repertoire abarbeiten. Wir müssen keine Show abliefern. Das große Erlebnis findet vielmehr auf der emotionalen Ebene zwischen beiden Partnern statt. Die Lösung besteht also nicht darin, dem oder der anderen zu sagen, dass es im Bett nicht läuft. Es sei denn, wir haben es gerade darauf abgesehen zu verletzen. Nur wird das nichts ändern. Vielmehr können wir das Geleit geben und selber Verantwortung übernehmen. Was will ich? Was kann ich ändern? Warum traue ich mich nicht zu zeigen oder zu sagen, was mich erregt? Was kann ich für meine eigene Lust machen? Und warum traut sich mein Partner oder meine Partnerin nicht, zu sagen, was er oder sie wirklich möchte? Lasse ich ihm oder ihr dafür Raum? Habe ich den Raum? Und wenn wir ganz konkrete Ideen haben, können wir sie vorschlagen. Und zwar auf die Weise, wie ich es oben mit dem Kochen beschrieben habe: „Hast Du Lust, etwas auszuprobieren? Ich habe mir da etwas Schönes überlegt….“ Nicht warten, bis sich etwas ändert. Einfach machen.

veröffentlicht auf http://www.beziehungsweise-magazin.de/ratgeber/sex-erotik/was-tun-wenn-es-im-bett-nicht-laeuft/

Entdecke Deine Lust!

Alle Welt redet von der Gleichberechtigung und auch im Bett soll alles ausdiskutiert werden. Verhandlungsmoral nennt sich das – wie du mir so ich dir. Aber wie oft kommt es doch immer wieder vor, dass eine Frau zwar von ihrem Partner erwartet, dass der weiß, wie er sie glücklich machen kann, aber selber keine Ahnung hat, wie das geht. Solche Unterhaltungen führe ich gar nicht so selten. Da frage ich dann gern, ob die Frau selber weiß, wie sie zum Orgasmus kommt. Wenn die Antwort nicht eindeutig ist, wird klar, dass sie tatsächlich keine Idee davon hat, was ihr guttut. Da ist es natürlich einfach, die Verantwortung abzugeben und dann zu meckern. Das gibt es heute nicht mehr, meint Ihr? Oh doch, viel mehr sogar als man glaubt. Was soll sie also machen? Ganz einfach: Sich selber entdecken! Selbstbefriedigung kann vieles sein, aber vor allem ist das eine bombensichere Methode, die eigene Lust zu erforschen und auch beim Sex mit dem Partner besser zu den eigenen Wünschen stehen zu können. Und gibt es die eine ultimative Methode auf dem Weg zum Gipfel der Lust? Nein, es gibt sogar ganz viele!

Die Vielfalt weiblichen Begehrens

Jede Frau macht es sich anders. Wenn man sich einmal das überwältigende Angebot an Vibratoren und Dildos ansieht, könnte man fast glauben, Frauen steckten am Liebsten etwas in sich hinein. Aber das stimmt so nicht ganz. Der Sexualforscher Alfred Kinsey stellte Anfang der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts bei der Befragung von 6000 Frauen fest, dass 95 Prozent bei der Selbstbefriedigung einen Orgasmus erreichten. Das ist ja schon mal ganz ordentlich. 84 Prozent kamen durch die Stimulation der Klitoris und der inneren Labien und nur 20Prozent durch das Einführen von Fingern oder Gegenständen in die Vagina. Mitte der 70er hat die feministische Sexualforscherin Shere Hite Ähnliches herausgefunden. Nun könnte man hier einwerfen, dass diese Zahlen veraltet seien und die Vagina in Zeiten des erzwungenen ehelichen Geschlechtsverkehrs nicht gerade eine Quelle der Lust war. Stimmt. Aber es zeigt doch, dass Frauen einen anderen Umgang mit ihrem Körper pflegen, als es sich das männliche Ego wünschen würde. Ich bitte um Entschuldigung, aber sooo wichtig ist der Penis dann doch nicht für die weibliche Lust. Vielleicht entspannt Euch das ja auch ein wenig.

Dann haben wir ja auch noch den G-Punkt, diese Ansammlung von prostata-ähnlichem Gewebe, das sich um die Harnröhre schmiegt. Bei Lust schwillt dieser Bereich an und verursacht bei so mancher Frau Lustgefühle. Wer hier empfindsam ist, kann durch die gezielte Stimulation nicht nur einen besonderen Höhepunkt erleben, sondern unter Umständen auch noch ejakulieren. Aber nur, wer hier empfindsam ist. Und das sind nicht alle Frauen. Manche Frauen fühlen sogar gar nichts und andere verspüren nur Harndrang. Und wieder andere finden diese geheime Stelle nur zusammen mit einem bestimmten Partner und mit dem nächsten nicht mehr. Und auch nicht jede Frau findet es erstrebenswert, das Bett tatsächlich mit einer eigenen Ejakulation zu befeuchten. Abgesehen davon, dass Squirting im Gegensatz zur männlichen Ejakulation gar nicht mit einem Orgasmus verbunden sein muss. Der G-Punkt ist daher eine etwas unzuverlässige Adresse für einen sicheren Orgasmus.

Hotspot Nummer Eins ist und bleibt die Klitoris. Dank der australischen Chirurgin Helen O’Connell wissen wir seit 1998 (!), dass sich die Klitoris weit über die sichtbare und hochempfindliche Spitze hinaus mit einem schlauchfömigen und bis zu zehn Zentimeter langen Schwellkörpergewebe in das Innere des Körpers zieht und den Vaginaleingang und die Harnröhre umschließt. Wenn wir also diese kleine Perle mit ihren 8000 Nervenenden am oberen Ende der inneren Labien stimulieren, ist das der sicherste Weg zu einem Orgasmus. Und was können wir da alles nehmen? Unsere Hände, die Sofalehne, einen gezielten Wasserstrahl, Auflegevibratoren, die sich schön an den Körper schmiegen, alle anderen Vibratoren. Apropos Auflegevibratoren, ich finde ja, da könnten die Entwickler gern noch etwas mehr Arbeit investieren. Denn davon brauchen wir definitiv mehr!

Die wunderbare Welt der sexuellen Vielfalt

Auflegen, reinstecken, rumrubbeln? Es gibt kein Patentrezept für die beste Selbstbefriedigung. Was ja auch gut ist, weil wir dadurch viel mehr Möglichkeiten haben und immer wieder etwas Neues entdecken können. Auch unsere Vorlieben können sich im Laufe der Zeit verändern. Und dann gibt es zudem noch dauernd neues Spielzeug. Yippie, es gibt also immer wieder etwas zu entdecken, wenn wir nur experimentierfreudig genug sind! Überlassen wir unsere Lust nicht jemand anderem, nehmen wir sie lieber selber in die Hand! Werfen wir das Kopfkino an und lassen unsere Fantasie spielen. Und wenn wir das getan haben, weihen wir unseren Partner ein. Das wird dem mit Sicherheit sehr gefallen.

Penis-Superlative – Ist größer immer besser?

Wir leben in einer Welt der Superlative – je größer, je teurer, je schneller, desto besser. Bei so manchem stoßen wir an unsere Grenzen, bei anderem hat sich der Trend wieder gewendet. Bei Brüsten zum Beispiel. Ich bin wirklich froh, wenn ich in meiner momentanen Lieblingsserie Californication nackte Frauenkörper mit kleinen Naturbrüsten sehe. Dafür habe ich dort anderes zu meckern. Zwar erhält die Klitoris bereits in der allerersten Szene dieser sexuell aufgeladenen Produktion einen Ehrenplatz als Hüterin des weiblichen Orgasmus. Trotzdem kommen die Frauen reihenweise, sobald der Hauptdarsteller Hank Moody seinen Penis in sie hinein steckt. Da ist dann nichts mehr davon zu sehen, wie sich irgendjemand auch nur im Entferntesten um die kleine Lustperle kümmert. Hat Hank einen so großen Penis, dass das einfach nicht nötig ist? Ist ein großer Penis überhaupt die Lösung? Und gibt es auch zu große Penisse? Oder vielmehr Penes – wie der korrekte Plural lautet. Allerdings versteht mich dann keiner, also bleibe ich bei der unkorrekten Form. Penisse.

Ein Penis allein macht auch nicht glücklich

Der Penis steht seit jeher im Mittelpunkt des männlichen Interesses und ich möchte behaupten, die meisten Männer hätten lieber ein paar Zentimeter mehr als weniger. Schon in der Renaissance haben sich die Männer eine sichtbare Schamkapsel über ihren Penis gestülpt und damit mehr Größe und scheinbar dauerhafte Erektionen vorgetäuscht. Zeiten, in denen besonders kleine Penisse angesagt waren, sind mir allerdings nicht bekannt. Immer wieder werde ich gefragt, ob diese oder jene Größe ausreiche, um eine Frau zu befriedigen. Als würde uns ein Penis allein glücklich machen. Als käme es nicht genauso auf Hände, Zungen und vor allem Worte an. Erst das alles zusammen macht einen guten Liebhaber aus! Und das wichtigste Lustzentrum liegt nun einmal außerhalb der Vagina. Ich kann es auch ganz ehrlich nicht nachvollziehen, wenn eine Frau einen Mann nur deshalb nicht will, weil ihr der Penis nicht gefällt. Sex besteht nicht nur aus Reinstecken und Liebe schon gar nicht.

Aber es gibt tatsächlich Männer, die so gut bestückt sind, dass sie uns nicht nur Lust sondern auch Schmerz bereiten. Ab welcher Länge oder welchem Durchmesser das genau der Fall ist, kann ich leider nicht definieren. Denn das hängt auch immer von der Frau ab. Manche sind nicht zimperlich und mögen kräftig durchgestoßen werden. Andere stehen eher auf die sanfte Tour. Und unsere Vaginas sind ja nun auch unterschiedlich lang. Eine Frau, die WIRKLICH erregt ist und deren Vulva und Vagina kräftig durchblutet, angeschwollen und richtig schön feucht sind, empfindet das Rein-Raus auch noch einmal ganz anders als eine Frau, die sich vor Angst schon von allein verkrampft. Wenn ich jetzt aber schreibe: Bei großen Penissen bitte darauf achten, dass die Liebste ausreichend erregt ist, könnte man meinen, bei den kleineren Exemplaren sei das nicht so wichtig. Das ist natürlich Quatsch, denn das ist immer wichtig, wird aber leider häufig vernachlässigt. Und wenn der Geschlechtsverkehr dann nicht so toll ist, sollte sich keiner wundern und das nicht auf die Penisgröße allein schieben.

Was ich Liebhabern mit Extra-Größe rate

Ist eine Frau nicht erregt und nicht ausreichend feucht, können das Einführen und die Reibung – besonders bei großen Geschossen – tatsächlich schmerzhaft sein und es kann sogar zu kleinen Fissuren in der empfindlichen Schleimhaut kommen. Die großzügige Verwendung von Gleitmitteln kann da Abhilfe schaffen. Und man muss ja auch nicht immer sofort komplett eintauchen. Sex ist ein Spiel und mit einem Penis kann man ganz wunderbar spielen. Ein bisschen rein, ein bisschen raus, ein bisschen Liebkosung an der Klitoris, ein wenig mehr rein und wieder raus. In der Ruhe liegt die Kraft. Die Hündchenstellung, bei der der passive Partner auf allen Vieren kniet, würde ich nicht empfehlen. Denn hier verschwindet der Penis bei ungestümem Verhalten tatsächlich bis zum Anschlag. Das könnte für den empfindlichen Muttermund sehr unangenehm werden. Im Liegen allerdings federn die Pobacken etwas Länge ab. Wenn die Frau auf ihrem Partner sitzt, kann sie selber entscheiden, wie weit sie gehen mag. Das gleiche gilt für den Blow Job. Schön, wenn der Penis bis zum Anschlag im Mund verschwindet. Aber wenn das nicht geht, muss man doch nicht gleich auf das ganze Vergnügen verzichten. Es ist doch toll, wenn die Eichel geleckt und liebkost wird. Und schließlich haben wir ja auch noch zwei Hände, mit denen wir den Schaft umschließen können.

Kleiner Penis? Wunderbar! Wir haben ja noch eine weitere Körperöffnung und da höre ich eindeutig von mehr Experimentierfreudigkeit, wenn das eindringende Gemächt gefälligere Ausmaße hat. Was die Vagina betrifft: Wie oben schon erwähnt, schwillt sie bei Erregung an, wird dadurch enger und umschließt den Penis mit dieser sogenannten orgastischen Manschette noch etwas fester. Dazu eher kreisende Bewegungen und schon wird der empfindliche Scheideneingang bestens stimuliert.

Ankündigen oder überraschen?

Größer ist also nicht besser und kleiner auch kein Drama. Sollte ein Mann seinen über- oder unterdurchschnittlichen Penis ansprechen? Ja, meiner Meinung nach sollte er das. Sicherlich nicht gleich beim ersten Date – das würde dann doch zu weit gehen. Aber später, wenn es zur Sache gehen soll. Und zwar auf eine Weise, die deutlich macht, dass er damit umzugehen weiß. Damit kann man einem Problem durchaus vorgreifen, egal, ob der Penis nun besonders groß oder klein ist. Denn nichts ist enttäuschender, als wenn da plötzlich nichts zu sehen ist oder eine Lanze solchen Ausmaßes hervorragt, dass einem bei dem Anblick das Blut in den Adern gefriert. Wer es schafft, das auch noch mit einer Prise Humor zu verbinden, hat sein Gegenüber mit Sicherheit überzeugt.

Veröffentlicht auf http://www.idee-fuer-mich.de/penis-superlative-ist-groesser-immer-besser-1608.html

Wenn ältere Menschen die Lust neu entdecken

Die Frau auf dem Bild ist meine Großmutter mütterlicherseits. Wer der Mann neben ihr ist, kann ich nicht sagen. Er ist jedenfalls nicht ihr Ehemann, denn der war damals schon verstorben. Ihr Liebhaber? Wer weiß? Aber das glaube ich nicht wirklich. Das Bild muss Anfang der 1960er Jahre aufgenommen worden sein. Meine Mutter hatte flott ihren Führerschein gemacht und  sich von ihrem ersten Gehalt diesen Käfer gekauft. Es war die Zeit des Wirtschaftswunders und der Adenauer-Ära, die auch als erotische Eiszeit in die Geschichte eingegangen ist. Alle Kraft wurde in den Wiederaufbau gesteckt, für amouröse Abenteuer oder eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Lust war nach dem Krieg keine Zeit. Die Erziehung der Generation meiner Eltern war dementsprechend lustfeindlich geprägt. Mein Vater erzählte von dem Dorfpolizisten, der sich nachts auf die Suche nach an Fenstern angelehnte Leitern machte. Es war die Zeit, in der der Kuppeleiparagraf verbot, unverheirateten Paaren ein Dach über dem Kopf zu bieten. Abtreibung war verboten, Sex galt als etwas Schmutziges. Aufklärung gab es nicht, noch nicht einmal durch die Bravo. Es ist die Zeit, in der meine Eltern aufgewachsen sind. Wie soll man ein lustvolles Verhältnis zum eigenen Körper aufbauen, wenn der doch tabu war? Ein Liebhaber für meine Großmutter? Unvorstellbar, schon gar nicht in ihrem Alter. Das gehörte sich nicht. Sie war Witwe und das blieb sie auch bis zu ihrem frühen Tod. Aber dann kamen die sechziger Jahre und die sexuelle Revolution riss zumindest einen Teil der jungen Generation mit. Aber eben nur einen Teil. Die anderen blieben verklemmt und gehemmt mit ihren Wünschen und Sehnsüchten zurück. Sie sind diejenigen, die heute siebzig Jahre und älter sind. Mit Glück hat sich ihre Einstellung zur Sexualität in den vergangenen Jahrzehnten geändert. Aber es ist nicht einfach, das, was man in jungen Jahren lernt, über Bord zu werfen, nur weil die Zeiten sich ändern.

Was bedeutet Sexualität für uns ganz persönlich?

Lange Zeit galt das Dampfkesselmodell von Sigmund Freud. Es stellte den Mann als eine Art Sammelbecken für sexuelle Energie dar. Und die musste in Form einer Ejakulation regelmäßig abgelassen werden. Keine besonders lustvolle Vorstellung. Heute wissen wir, dass es überhaupt keinen Samenstau gibt. Was sich durch sexuelle Erregung ansammelt, wird vom Körper einfach wieder abgebaut, wenn es nicht hinauskommt. Vor allem für die Frauen, die in der oben beschriebenen sexuell sehr restriktiven Zeit aufgewachsen sind, war Sex jedoch oft eine reine Pflichterfüllung, die wenig mit Spaß zu tun hatte. Den hatten die Männer häufig in ihren Außenbeziehungen, aber nicht mit ihren Ehefrauen. Sex war Koitus. Punkt, Ende, aus. Weiblicher Orgasmus? Fehlanzeige. Der wurde ja überhaupt erst in den Siebzigern dank der Sexualforscherin Shere Hite bekannt.

Ganz einfach übersetzt steht Sexualität im biologischen Sinne für Geschlechtlichkeit, das Zeugen von Kindern. Darüber sind wir lange hinaus. Wir brauchen Sex nicht mehr zwingend, um uns fortzupflanzen. Immerhin entsteht heute schon jedes fünfte Kind im Labor. Sexualität ist vielmehr eine Form der sozialen Interaktion. Wir kommunizieren über unsere Körper, drücken Zuneigung und Akzeptanz aus, fühlen uns geborgen und wertgeschätzt. Aber was bedeutet Sexualität für den Einzelnen? Genau darüber spreche ich regelmäßig und bekomme dabei ganz unterschiedliche Antworten. Die einen verstehen darunter den körperlichen Ausdruck von Liebe mit Geschlechtsverkehr und Orgasmus als Zentrum. Und die anderen sehen eher eine spirituelle Energie, für die der Orgasmus völlig unerheblich ist. Die einen sehen nur den Koitus, die anderen Oralverkehr, Rollenspiele, erotische Massagen, Analsex, Zärtlichkeit oder wilde Geilheit.

Sexualität ist nicht einfach da. Es gibt auch keine natürliche Sexualität. Wir alle werden von dem geprägt, was wir von unseren Eltern und der uns umgebenden Gesellschaft mitbekommen. Deshalb lohnt es sich, einmal ganz genau hinzuschauen, was wir ganz persönlich erlebt haben. Wie sind wir erzogen worden? Wie war die Einstellung unserer Eltern gegenüber Sexualität? Wie sind sie damit umgegangen? Wie offen waren sie oder wie verklemmt? Konnten wir Gefühle von Lust und Freude zulassen? Wurden unsere Bedürfnisse nach Nähe und Zärtlichkeit befriedigt? Was wissen wir eigentlich über Sexualität? Welche Möglichkeiten haben wir, uns zu informieren?

Natürlich gibt es erhebliche Unterschiede im Erleben und nicht alle sind damals so restriktiv erzogen worden. Natürlich haben viele auch schon im Laufe ihres Lebens die Lust entdeckt. Schließlich haben wir jede Menge rüstiger Ü-Siebzigjähriger unter uns. Und es werden immer mehr. Aber es gibt darunter eben auch die, die ich ermuntern möchte, neue Wege zu gehen. Manchmal ist es eine neue Liebe, die die sexuelle Energie wieder entfacht. Und dann ist das toll! Vor allem, weil es heute möglich ist, sich auch spät noch einen neuen Partner oder eine neue Partnerin zu suchen. Heute wäre das somit auch für meine Großmutter eine Möglichkeit gewesen. Aber auch unter den jüngeren Menschen gibt es viele, die das große sexuelle Erwachen noch vor sich haben. Spannend ist übrigens auch, dass jede Generationen ja wieder ganz anders geprägt ist. Je weiter wir voranschreiten, desto liberaler wird die Auffassung von Sexualität. Allerdings scheinen sich die Vorzeichen umzukehren. Auf das, was damals verboten war, hat demnächst schon keiner mehr Lust. Vom Verbot zum Gebot bis hin zur Lustlosigkeit. Wenn ich irgendwann die Siebzig erreicht habe, stehen mir vermutlich alle Möglichkeiten offen. Und dann habe ich vielleicht gar keine Lust 😉

Zum Lernen ist es nie zu spät

Und jetzt komme ich endlich zum Punkt: Zum Lernen ist man nie zu alt. Heute gibt es eine ganze Reihe an Aufklärungsliteratur speziell für ältere Menschen. Ganz genau wird erklärt, was Sexualität ist, wie sie lustvoll gelebt werden kann und wie Liebende mit den Unwägbarkeiten des Alterns umgehen können. Auch im höheren Alter lässt sich noch durchaus die Lust am Sex und vor allem auch am eigenen Körper entdecken. Wir müssen es nur wollen und uns weiterentwickeln. Das Bild vom Mann als Dampfkessel herrscht noch in so manchem Kopf vor. Weg damit! Weg vom Koitus als einzigem Ausdruck von Sex. Her mit all den anderen wunderbaren Möglichkeiten! Das würde auch den Druck auf die allzeit verfügbare Erektion mildern. Denn die brauchen wir gar nicht, um lustvoll Sexualität genießen zu können. Aber nur zwei Drittel der heute über Fünfzigjährigen nehmen ihre Hände zur Stimulation der Genitalien zur Hilfe. Das können wir ändern! Sex ist also so viel mehr als Geschlechtsverkehr und guter Sex geht sogar ganz ohne. Das ist doch wunderbar, oder?!

Nach dem Sex einschlafen: Hop oder Top?

Schon mal erlebt? Ein inniges, heißes oder akrobatisches Liebesspiel liegt hinter euch. Er ist gekommen – sie hoffentlich auch, da dreht er sich um und schläft ein. Einfach so, mir nichts, dir nichts. Und sie liegt da und hätte doch so gern noch ein wenig in seinem Arm gelegen, gekuschelt und geredet. Denn Frauen sind nach dem Sex oftmals eher munter als schläfrig und außerdem so was von bereit für ein paar Streicheleinheiten. Aber er ist weg, da ist nichts zu machen. Womöglich fängt er sogar direkt noch an, Wälder umzusägen. Das Einschlafen kann man nun persönlich nehmen und sich grämen. Oder wissen, was es damit auf sich hat und gleich ein bisschen entspannter damit umgehen. Denn was soll ich sagen, ihr seid nicht allein. Für diesen Zustand gibt es sogar einen Ausdruck: Postkoitale Müdigkeit! Manchmal hilft es, wenn man weiß, was hinter einem bestimmten Verhalten steckt. Vor allem hilft es, wenn man weiß, dass das vielleicht sogar nur ein Vorurteil ist.

Sex baut Stress ab und macht müde

Natürlich ist das wenig schmeichelhaft, wenn sich der Liebste nach getaner Arbeit geistig und emotional so einfach aus dem Staub macht. Und so richtig sexy ist das auch nicht. Doch es geht sogar noch schlimmer. Nämlich ein Mann, der mittendrin einschläft! Dafür sind allerdings auch Frauen prädestiniert. Die Szene dazu stelle ich mir folgendermaßen vor: Nach einer durchzechten Nacht fallen zwei übereinander her und versuchen sich beim Liebesspiel. Mit Ach und Krach finden sich die richtigen Andockpunkte. Aber dann überkommt einen oder gar beide eine bleierne Müdigkeit, sie fallen auseinander und wissen am nächsten Morgen nicht einmal mehr, ob überhaupt etwas vorgefallen ist. „Haben wir…?“ Ok, das ist worst case.

Also zurück zum einfachen Umdreh-Einschlaf-Sex. Warum werden Männer denn nun so müde? Ein Erklärungsansatz ist der beim Sex abfallende Adrenalin- und Noradrenalinspiegel. Diese Stresshormone regen das Herz-Kreislauf-System an. Bei Frauen steige der Spiegel, deshalb werden sie eher wacher, bei Männern falle er, dadurch entsteht Müdigkeit. Dieser Anstieg und Abfall wurde nach mehrmaligen Blutuntersuchungen während der Koitusaktivitäten festgestellt und 2003 im britischen „The Journal of endocrinology“ veröffentlicht. Dazu kommt noch Prolaktin, das dafür sorgt, dass Männer sorgenfrei und zufrieden einschliefen, während Frauen durch die Ausschüttung von Oxytocin eher anschmiegsam und kuschelbedürftig werden. Und es ist ja tatsächlich so, dass durch Sex Stress abgebaut wird. So manches Liebesspiel und so manche sexuelle Selbstbetätigung hat sogar nur dieses eine Ziel. Da ist die anschließende Entspannung vorprogrammiert.

Aber sind es nun tatsächlich nur die Hormone, die zum Einschlafen führen? Dann wären wir ja fein raus aus der Verantwortung. Denn wer kann sich dagegen schon wehren? Naja, so einfach ist das wohl nicht und wir sind immer noch Herren und Herrinnen über unsere Sinne, unseren Körper und unseren Geist. Schauen wir mal, was es noch so an Erklärungsansätzen gibt. Einleuchtender finde ich die Idee, dass Männer schlichtweg erschöpft seien. Immerhin kann Sex für Männer auch ein ganz schöner Kraftakt sein. Denn sie sind es vornehmlich, die durch das Vor- und Zurück ihrer Hüfte aktiv in die Frau eindringen und sozusagen wie ein Hammer auf den Amboss treffen – wobei das nicht die Art von Sex ist, die Frauen sich nun unbedingt immer herbeisehnen. Dies trifft besonders auf die beliebten Positionen Missionarsstellung oder Doggy Style zu, denn hier hat er den Hauptanteil am Geschehen. Sitzt die Frau erst einmal oben, ist es für sie ebenso schweißtreibend. Wer beim Sex ans Abnehmen denkt, sollte sich also tunlichst nach oben schwingen und das Zepter in die Hand nehmen. Auch beim Vorspiel sind Männer manchmal ausdauernder. Das liegt wohl vor allem daran, dass wir Frauen eben länger brauchen, bis wir so richtig auf Touren sind. Und hat es sich ein Mann zum Ziel gesetzt, seine Liebste mit den Händen oder der Zunge zum Höhepunkt zu bringen, braucht er Durchhaltevermögen und einen starken Zungenmuskel. Natürlich ist das nicht bei allen so, ich weiß. Und nicht jeder Sex ist derartig aufreibend. Aber es schlafen ja auch nicht alle Männer jedes Mal direkt nach dem Sex ein.

Sind es denn wirklich nur die Männer?

Die Frage ist nur, ob es tatsächlich immer die Männer sind, die einschlafen oder ob sich das nur so anfühlt. Denn es gibt eine Studie der Universität Michigan, die belegt, dass es keinen geschlechtstypischen Unterschied gibt. Vielleicht ist es einfach so, dass uns Frauen das männliche Einschlafen einfach mehr auffällt, weil wir nach dem Sex eben gern noch kuscheln und uns das Nachspiel deshalb so wichtig ist. Wir brauchen noch einen Augenblick der emotionalen Intimität, sonst fühlen wir uns schnell eher als Sexobjekt denn als Geliebte. Wenn andersherum eine Frau nach dem Sex einschläft, freut sich der Partner vielleicht sogar und denkt „Wow, ich muss wirklich gut gewesen sein, wenn sie so entspannt ist!“ Außerdem ist Sex für Männer ihre Art, Liebe auszudrücken und sie haben uns doch nun schweißtreibend genug gezeigt, wie sehr sie uns lieben. Warum dann noch kuscheln? Ein Ansatz wäre es, dem Liebsten verständlich zu erklären, warum uns ein auch noch so kurzes in den Arm genommen und liebevoll geküsst werden so wichtig ist. Und Sex muss auch nicht immer körperlich so anstrengend sein, dass er oder sie erschöpft wie nach einem Marathon in den Tiefschlaf fällt.

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